Gerhard-Helge Schildt, em. o. Univ. Prof. Dr.-Ing. (1942-2020)


Wir trauern um Prof. Gerhard-Helge Schildt

Die Fakultät für Informatik und der Forschungsbereich Automation Systems trauern um em. o. Univ.- Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Gerhard-Helge Schildt, der am 4. September 2020 in Pressbaum bei Wien nach schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr verstorben ist.

Porträtfoto von Prof. Gerhard-Helge Schildt

Nach der Matura am städt. Helmholtz-Gymnasium begann Gerhard-Helge Schildt eine zweijährige Tätigkeit als Praktikant, die ihn zur erweiterten Fachschulreife führte. Im Anschluss daran studierte er von 1963-1966 an der staatlichen Ing.-Schule für Maschinenwesen in Bielefeld (spätere FH Bielefeld) Antriebs- und Regelungstechnik. Mit dem Abschlussexamen erlangte Gerhard-Helge Schildt den Berufstitel Ing. (grad.). Seine berufliche Laufbahn führte ihn zuerst als Projektingenieur in die Industrie, darunter zur Siemens AG in Bielefeld und zur Kuba-Imperial GmbH in Wolfenbüttel.

In den Jahren 1968-1973 nahm Gerhard-Helge Schildt das Studium an der Technischen Universität Braunschweig in der Fachrichtung Datenverarbeitung auf und war begleitend dazu an der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V., Forschungszentrum Braunschweig tätig. Mit seiner Graduierung zum Dipl.-Ing. (TU) wechselte er an das Institut für Verkehr, Eisenbahnwesen und Verkehrssicherung der Technischen Universität Braunschweig, Abteilung für Fernmelde- und Hochfrequenztechnik, zu seinem späteren Mentor Prof.Dr.-Ing. Hans Fricke, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Forschungsvorhaben auf den Gebieten der rechnergestützten Kommunikationssysteme und Synchronisation von Datenübertragungsstrecken tätig war.

Im Jahr 1976 promovierte Gerhard-Helge Schildt. Seine Doktorarbeit verfasste er zum Thema „Zeitsynchrones Kommunikationssystem mit Synchronisation durch einen Normalfrequenzsender für ein bedarfsgesteuertes Verkehrssystem“. Nach selbständiger Tätigkeit als beratender Ingenieur im Bereich der sicherheitstechnischen Analyse von Fernwirksystemen kehrte Gerhard-Helge Schildt in den Jahren 1978-1987 als Bereichsleiter für Softwaresysteme zur Firma Siemens zurück und war maßgeblich an der Entwicklung eines Microcomputers für Prozesssteuerungen mit Sicherheitsverantwortung beteiligt, ehe ihn im Jahr 1987 der Ruf zum ordentlichen Universitätsprofessor an der TU Wien am Institut für Technische Informatik erreichte.

Im Jahr 1991 wurde Gerhard-Helge Schildt Institutsvorstand des neu gegründeten Instituts für Automation. Sein wissenschaftliches Betätigungsfeld umfasste damals auch Regelungstechnik mit ihren Anwendungen. So war er langjähriger Leiter des Arbeitskreises Mess- und Regelungstechnik im VDE/VDI und in den Jahren 1992-2008 Mitglied der Specialists Group der International Atomic Energy Agency. Selbst aus der Praxis kommend, wusste er um die Bedeutung guter Kontakte zur Industrie. Im Jahr 1992 war er Mitgründer des interuniversitären Zentrums Computer Integrated Manufacturing (IUCCIM) an der TU Wien, an dem auch die Wirtschaftsuniversität Wien beteiligt war. In diese Schaffensperiode fallen eine Reihe von Projekten im Themenbereich automatisierte Produktionsüberwachung, die wichtige Impulse für Arbeiten im Kontext von Industrie 4.0 setzten.

Als Wissenschaftler und Lehrer wandte sich Prof. Schildt vor allem der Grundlehre zu. Über viele Jahre hielt er sämtliche Vorlesungen zu den einführenden Informatik-Lehrveranstaltungen (Grundzüge der Informatik, Technische Informatik). Oft konnte er dabei mit dem ihm eigenen trockenen Humor den Studierenden den Einstieg in die Materie erleichtern und ihnen unterhaltsam sein Wissen vermitteln. Bezeichnend für sein Engagement in der Lehre ist, dass Prof. Schildt Herausgeber einer beim Springer Verlag erschienen Lehrbuchreihe war, die ganz entscheidend zur hohen Qualität der Ausbildung an der TU Wien beigetragen hat.

Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern, war ihm immer ein großes Anliegen. Er war stets um das Weiterkommen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bemüht und konnte viele von ihnen erfolgreich bis zur Promotion, einige sogar bis zur Habilitation begleiten. Allen, die mit Prof. Schildt zusammenarbeiten durften, wird seine Bereitschaft zur Diskussion, begleitet von der Ermunterung zu selbständigem wissenschaftlichen Denken, in bester Erinnerung bleiben.

Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2010 hielt Prof. Schildt bis in den Juli dieses Jahres Lehrveranstaltungen zu seinen Spezialthemen Satellitennavigation und Impulstechnik mit großem Elan. Dem Forschungsbereich blieb er bis zuletzt verbunden. Die Fakultät für Informatik verliert mit Prof. Schildt einen vorbildlichen akademischen Lehrer, der Forschungsbereich Automation Systems trauert um seinen ehemaligen Arbeitsbereichsleiter.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Ehefrau und allen Angehörigen.
 Die Verabschiedung von Herrn Prof. Schildt findet am 18. September in Pressbaum bei Wien statt.

Wolfgang Kastner, stellvertretend auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsbereichs Automation Systems

 

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